Nobuyoshi Araki / Shiro Tsujimura

Nobuyoshi Araki / Shiro Tsujimura

Japanische Fotografie und Keramik

23.01. - 04.04.2025   

 

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Nobuyoshi Araki und Shiro Tsujimura in einer gemeinsamen Ausstellung zu zeigen, verblüfft vielleicht auf den ersten Blick. Araki, der prominente, international wohl bekannteste Japanische Künstler und Tsujimura, nicht minder prominent und hochgeschätzt, allerdings außerhalb Japans wenig bekannt, treffen in der Galerie Rhomberg aufeinander – und treten mit ihrem so unterschiedlichen Werk in einen befruchtenden Dialog. Arakis durch zahllose Publikationen popularisiertes Werk rückt durch die suggestiv abstrakten Formen der Keramiken Tsujimuras deutlicher in seinen kulturellen Kontext - die Arbeiten beider Künstler sind bei aller Radikalität tief in der Tradition japanischer Ästhetik und Philosophie verwurzelt. Die subtilen Beziehungen, die Tsujimuras Vasenobjekte mit den Blumenfotografien Arakis eingehen, werden durch die anschauliche Gegenüberstellung im Raum visuell fassbar.

 

Nobuyoshi Araki

Nobuyoshi Araki (* 1940) gehört unbestritten zu den radikalsten und einflussreichsten Fotografen unserer Zeit. In sechs Jahrzehnten schuf er eine Vielzahl von Fotografien, Büchern und Filmen. Seine kühnen Akte und intimen Studien des weiblichen Körpers, Teil eines wiederkehrenden Motivkanons, machten ihn international berühmt – lenken allerdings auch vom facettenreichen Gesamtspektrum seines Oeuvres ab. Die Ausstellung in der Galerie Rhomberg fokussiert daher auf seine Serien Flowers (1997) und Painting Flowers (2004) mit ihren übergroßen, fast bizarr anmutenden Blütendetails, welche mujokan, das Gefühl von Vergänglichkeit und Unbeständigkeit der Dinge, ausdrücken. Die intensiv leuchtenden Farben verstärken den Eindruck von Sinnlichkeit und Erotik dieser eigenwilligen, fast beunruhigenden Formen. Aus der Serie Private (1993) zeigt die Ausstellung großformatige schwarz-weiß Abzüge von atmosphärisch dichten Frauenporträts. Araki greift mit diesem beharrlich verfolgten Zyklus auf die japanische Tradition des zuihitsu zurück, das als Tagebuch, Reisebuch, Aufzeichnung der Zeit, versucht flüchtige Eindrücke meist intimer Natur festzuhalten.

Araki entwickelte schon in den 1970er Jahren mit seinem autobiografischen Zugang zur Fotografie eine einzigartige bildnerische Handschrift, die als „Ich-Fotografie“ eine weit über die japanische Kultur hinausreichende poetische Bildsprache menschlicher Leidenschaften formuliert. Mit dieser dezidiert subjektiven Sichtweise thematisiert er häufig die Generalthemen Sexualität und Tod.

 

Ausstellungen (Auszug Europa)

2021        Albertina Modern, Wien, Österreich: Araki

               Galerie Ostlicht, Wien, Österreich: Arakiss

2020        Michael Hoppen Gallery, London, UK: ARAKI Grand Diary of a Photo Maniac

2019        Santa Maria Della Scala, Siena, Italien: Effetto Araki

2018        C/O Berlin, Berlin, Deutschland: Impossible Love –Vintage Photographs

2017        Pinakothek der Moderne, Sammlung Moderne Kunst, München, Deutschland: ARAKI. TOKYO

               27th Month of Photography November 2017 Bratislava, Bratislava, Slovakien

               Fondazione Bisazza, Vicenza, Italien: ARAKI

2016        Musée national des arts asiatiques Guimet, Paris, Frankreich: ARAKI

               Galleria Carla Sozzani, Milan, Italien: ARAKI AMORE

2015        Foam Photography Museum, Amsterdam, Niederlande: ARAKI Ojo Shashu -Photography for the After Life: Alluring Hell

 

 

Shiro Tsujimura

Shiro Tsujimura (*1947) ist einer der innovativsten zeitgenössischen Keramik-Künstlern Japans. Keines seiner Werke, die das ganze Spektrum der Gebrauchskeramik von Gefäßen und Objekten für die Teezeremonie, Vasen und Vorratsgefäßen umfassen, gibt jedoch das Primat der Funktionalität auf. In seinem - der Zen Philosophie entstammenden - radikalen Willen zur Vereinfachung von Form und Dekor entwickelt Tsujimura die für die Japanische Kultur so wesentliche Keramiktradition auf innovative Weise weiter. So setzt er Glasuren äußerst sparsam ein, vertraut vornehmlich auf natürlichen Ascheanflug oder verleiht seinen organischen Gebilden mit kräftigen Ritzungen subtile Akzente.

Tsujimuras Gestaltungswille ist von der Vorstellung durchdrungen, dass es sich bei Keramiken um beseelte Objekte handelt. Die Schönheit seiner einzigartigen künstlerischen Sprache liegt in ihrer Vitalität, die das Vergehen der Zeit und die Vorstellungen von Perfektion und Unvollkommenheit verkörpert. Er verwendet den natürlichen Ton rund um sein Haus, dessen hoher Quarzanteil zu heftigen Ausblühungen auf der Oberfläche führt. Er setzt seine Objekte dem schieren Lauf der Zeit aus, vergräbt sie in der Erde, lagert sie unter Bäumen, so dass sie buchstäblich wieder ein Teil der Natur werden.

Tsujimuras kraftvolle Schöpfungen sind in vielen öffentlichen Sammlungen weltweit zu sehen, wie im Asian Art Museum in San Francisco, im Metropolitan Museum of Art in New York und in der Chado Research Center Gallery in Kyoto.