


Martin Walde
MARTIN WALDE
wenn keine:r hinschaut
05.04. - 30.05.2024
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In seiner ersten Ausstellung in der Galerie Rhomberg „wenn keine:r hinschaut“ zeigt Martin Walde eine Auswahl an MUD Prints, Skulpturen und Drucken. Der Fokus liegt bei allen Werken auf dem Experimentellen, den Wahrnehmungsprozessen und den Veränderungen die durch dieses universelle Experiment erzeugt werden. Waldes Inhalte widmen sich dabei täglich stattfindenden Prozessen, welche geplant, aber auch zufällig (meist eine Mischung aus beidem) passieren. Denn jede:r „experimentiert“ jeden Tag, meist ohne es zu merken, ohne hinzuschauen, mit Dingen und Stoffen, indem wir sie benutzen, ihre Position ändern, sie miteinander vermischen, ihre Temperatur ändern, sie konsumieren, verschütten, verlieren oder vergessen.
MUD Print ist eine von Martin Walde entwickelte Transfertechnik, welche von dem Kunsthistoriker Peter Weiermair auch als UMT-Druck (Unique Multiple Transfer Printing) bezeichnet wurde. Bei dem Prozess werden digitale und analoge Medien und Verfahren in eine Synthese gebracht: Fotografie, Archivdruck, Zeichnung sowie Elemente der Malerei. Die Motive, die weiter in MUD-Prints umgewandelt werden, sind Darstellungen von Prozessänderungen. Das MUD-Print selbst ist ein ständiges Experimentieren mit den Inhaltsstoffen des Mediums, in das diese Momente eingebettet sind. Beim Bildträger handelt es sich um hauchdünnes Japanpapier, wodurch der Eindruck von Farbtiefe und Raum entsteht - die Arbeiten wirken dreidimensional und haben eine beinahe „skulpturale“ Form. Diese Veränderung ist das Ergebnis von Experimenten mit und an natürlichen Ressourcen. Jeder MUD-Print entsteht nach einem individuellen „Rezept“, das Walde an ein Motiv anpasst.
Auch in den Skulpturen zeigt Walde seine faszinierende Auseinandersetzung mit Formen und Verformungen. Für „Le Baron Noir“ verformte er beispielsweise Gummi zu einem Sessel ohne dabei die Flexibilität des Materials zu verlieren. Somit verwirklichte er die Idee das Material als Schleife zu Formen, aber trotzdem flexibel zu lassen, welche schon in den 1980er Jahren entstand. Bei dem neuen Werk „Neun“ hingegen handelt es sich um eine Skulptur aus Aluminium, welche vor allem durch ihr leichtes Gewicht ausgezeichnet wird. Auch hier spielt die Verformung des Materials und die dadurch erzeugbare Wandelbarkeit eine wichtige Rolle.
In „wenn keine:r hinschaut" präsentiert Martin Walde eine vielseitige Auswahl an Werken, die sich durch ihre experimentelle Natur und die Fokussierung auf Wahrnehmungsprozesse und Veränderungen auszeichnen. Durch die einzigartige Transfertechnik des MUD Prints und seine faszinierende Auseinandersetzung mit Formen und Verformungen erschafft Walde Werke, die eine Synthese aus digitalen und analogen Medien darstellen, alltägliches in den Fokus rücken und zum Nachdenken anregen.
Text: Mona Erhart
Abb.: © Martin Walde, search leak, find leak, 2016, UMT-Druck, 71 x 99 cm