Andy Warhol Upper Torso of Girl, Standing, 1954 Tinte und Dr. Martin's Aniline Dye auf Strathmore Papier 38,7 x 29,2 cm, © The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc.

Andy Warhol

Andy Warhol

Zeichnungen 1946 - 1984
 

Vernissage: Donnerstag, 14. Februar 2019 um 19 Uhr

Zur Eröffnung spricht Dr. Günther Moschig

 

Wie wichtig Zeichnungen und Skizzen von Hand im Schaffen von Pop-Art-Pionier Andy Warhol (1928-1987) waren, wird oft übersehen. Die Ausstellung in der Galerie Rhomberg zeigt Zeichnungen des amerikanischen Künstlers von 1946 bis 1984 und umfasst somit nahezu seine gesamte Schaffensperiode. Abgesehen von einer langen Unterbrechung zwischen 1963 und 1972 zeichnete Andy Warhol regelmäßig sein ganzes Leben lang. Mit der Zeichnung beschäftigte er sich in den frühen 40er Jahren als Kunststudent bis zu den letzten Wochen vor seinem Tod 1987.

Seine Anfänge finden sich schon in jungen Jahren, unterstützt von seiner Mutter, die selbst zeichnerisch tätig war. Die älteste Zeichnung in der Ausstellung stammt aus den Jahren 1946-49 die während seines Studiums entstand. Für den ersten eigenen Stil des jungen Warhol ist ein zur Karikatur tendierender Realismus charakteristisch. Nach dem Studium verließ Andy Warhol seine Heimatstadt für New York City um dort seine Karriere zu starten. Als Illustrator war die Zeichnung ein großer Teil seiner Arbeit aber auch für die Entwicklung als autonomer Künstler war sie wichtig. Während der 50er Jahren, entstanden viele Porträtzeichnungen von Freunden die stilistisch an Matisse, Cocteau und Picassos neoklassizistischen Portraitzeichnungen der zwanziger Jahre erinnerten. Einige Arbeiten aus dieser Zeit sind auch in der Ausstellung zu sehen, wie z.B.: „Paul“ von 1954, „Upper Torso“ von 1952 und „Lower Arms and Hands“ von 1958.

Die Technik der „blotted line“, die sogenannte Abklatschtechnik, die Warhol oft bei seinen Auftragsarbeiten in New York anwandte, entdeckte der Künstler angeblich während des Studiums, als er Tinte einer nassen Federzeichnung abtupfte. Möglich ist auch, dass Warhol die Umdrucktechnik bei vergleichbaren Werken von Paul Klee kennenlernte, dessen Bauhauspädagogik ihm als Student vermittelt wurde. Die eigentlichen Ursprünge dieser Technik finden sich bei diversen Experimenten des englischen Künstlers Alexander Cozens (1717-1786).

Das New Yorker Kaufhaus Bonwit Teller beauftragte Andy Warhol 1955 zusammen mit Gene Moore (Schaufensterdekorateur von Bonwit Teller) die Auslage des beliebten Geschäfts auf der Fifth Avenue zu bespielen. Im Schaufenster sollten bis zu 6 Parfüms vorgestellt werden. Dazu ließ Moore einen Art Zaun errichten, der kleine Spalten zwischen den Holzbrettern hatte, während sich die Parfüms hinter den Latten befanden. Damit sollte die Neugierde der Konsumenten angeregt werden. Warhol sollte die Oberfläche der Zäune gestalten. Demzufolge sollte er eine Phantasie zu jedem Parfüm kreieren um den Duft zu visualisieren. Frei nach dem Motto „Wir tanzen die ganze Nacht“ gestaltete Warhol den Zaun für den Duft „Carnet de Bal“ von Révillon, mit tanzenden Menschen und Ranken. Die Vorlage zu diesem Projekt ist auch in der Ausstellung zu sehen. Eine weitere ausgestellte Auftragsarbeit, stammt von der Zusammenarbeit zwischen Warhol und dem kleinen Lederwarengeschäft Fleming-Joffe. Er illustrierte nicht nur diverse Produktlinien für das Unternehmen, er malte außerdem einen Baldachin für den Ausstellungsraum der Firma und begann eine Serie von Illustrationen die auf eine Figur namens „Noa the Boa“ basieren.

Wie schon erwähnt widmete sich Andy Warhol zwischen 1962/3 und 1972 neueren Medien wie der Fotografie und distanzierte sich von der Zeichnung. Die Fotografie bildete ab dem Zeitpunkt eine wichtige Grundlage aller bedeutenden Werke von Andy Warhol. Schon Anfang der 60er Jahre ließ Warhol in seiner Werkstatt Stillleben fotografieren, deren Formen er nachzog und auf Leinwände projizierte oder direkt auf Papier pauste. Später in den 70er und 80er Jahren benütze er weiterhin dieselben Methoden des Kopierens, Projizierens und Nachzeichnens für seine Werke auf Papier, aber auch, um den Fotosiebdrucken und Gemälden graphische Hervorhebungen zu verleihen. Im Allgemeinen stehen sie mit Serien von Gemälden und Serigraphien in Verbindung, an denen er gleichzeitig arbeitete, wie zum Beispiel „Hammer & Sickle“.

Die „Hammer & Sickle“ Serie entstand nach eine Italienreise, nachdem Warhol das Symbol der sowjetischen Flagge häufig als Graffiti im öffentlichen Raum sah. In Italien, ein demokratisches Land seit dem Ende WWII, war das wiederholte Graffiti für Warhol eher Pop als politisch. Zurück im Studio wurden Doppelhammer und Sichel in verschiedenen Positionen arrangiert und fotografiert, was die Vorlage für Zeichnungen und die Siebdruckserie wurde. 1977 wurde die Serie unter dem Titel „Still Lifes“ in der Castelli Gallery in New York City ausgestellt. Warhol lehnte eine politische Bindung an sein Werk ab, während er sich gleichzeitig sicherlich der Macht des Symboles und des kulturellen Klimas des Kalten Krieges bewusst gewesen sein muss.

In den 70er Jahren hatte die Fotografie auch großen Einfluss auf seine Portraitzeichnungen. Werke wie „Hitchcock“, „Prince“ oder „Jimmy Carter“ waren zuerst Fotografien – teilweise offizielle Presseaufnahmen oder aus Zeitschriften – wurden dann projiziert, nachgezeichnet und dienten als Vorstudie zu einer Siebdruckausgabe. Bei Warhols Vorliebe für Umriss und Profil können die idealisierenden Portraits seiner späteren Jahre als die Vervollkommnung seiner Methode gelten.

Die ältesten Arbeiten in der Ausstellung sind die „Cosmos“ Collagen, die sich an den Fußball-Club The New York Cosmos anlehnen. Anfang der 70er Jahre hat Warner Brothers den Club gegründet, doch er hielt sich nur bis 1988. Fußballstars wie Pelé, Franz Beckenbauer und Johan Cryuff wurden eingekauft um für den Club zu spielen. Dadurch und wegen Fans wie Mick Jagger und Muhammad Ali, erlangte der Club Berühmtheit. Die Spieler hatten ihren eigenen VIP-Tisch im Studio 54 und verkehrten mit Leuten wie Robert Redford, Steven Spielberg und auch Andy Warhol.

Parallel zur Ausstellung in der Galerie Rhomberg zeigt die New York Academy of Art mit der Ausstellung „Andy Warhol: By Hand, Drawings from 1950s-1980s“ weitere 150 Zeichnungen des Künstlers.

 

Ausstellungsdauer: 27. April 2019